Im Nachhinein erlebe ich noch
einmal die schönen Momente mit meiner Tochter auf der Burg Trifels. Dabei
gelange ich auch zu einer – noch ganz zarten – Wahrnehmung der besonderen Aura
dieses Ortes. Ich weiß nichts darüber, da ich mich noch nicht besonders mit der
Äthergeographie beschäftigt habe. Als „wissenschaftlicher“ Geograph fällt mir
das noch ein wenig schwer. Ich möchte nicht ins „Spekulieren“ kommen. Und dennoch
war die besondere Atmosphäre in diesem südlichen Teil des Pfälzer Waldes, der
auch das „Dahner Felsenland“ genannt wird, zu spüren.
Die Äcker und die Felsen sind
dunkel- bis rostrot.
Die anstehende
Buntsandstein-Formation deutet auf ein erdgeschichtlich weit zurückliegendes
Wüstenklima hin. Wie heute noch üblich, muss es auch damals in dem vorwiegend
ariden Klima heftige Regengüsse gegeben haben, die den Sand oberflächlich
wegspülten und an anderen, tiefer gelegenen Stellen deltaförmig wieder ablagerten.
Es handelt sich also um eine flächenhafte Erosion.
Deshalb sind die einzelnen Fazies
der Buntsandsteinformation nicht wie im Jura oder Muschelkalk – beides
Meeresablagerungen – regelmäßig geschichtet oder „gebankt“, sondern sie wechseln
sich in diagonalen Strukturen ab und schneiden sich häufig gegenseitig an, wie
man es noch heute im Kleinen bei Delta-Aufschüttungen beobachten kann, wenn
sich die Geschwindigkeit des fließenden Wassers in der Nähe der Mündung
deutlich verlangsamt und das mitgebrachte Material ablagert.
Unter dem mesozoischem
Buntsandstein lag das paläozoische Grundgebirge, der als erster verhärtete
Gebirgssockel aus Urgesteinen.
Schwarzwald und Odenwald auf der
rechten Rheinseite und Vogesen und Pfälzer Wald auf der linken Rheinseite haben
sich wegen der dort im Erdinneren aufsteigenden Konvektionsströmen und der
entstehenden Plattengrenze gehoben. Später ist der Scheitel dieses Gebirges
eingebrochen und hat die Oberrheinische Tiefebene gebildet. Diese gehört zu dem
weltweiten Grabenbruchsystem, das die sieben großen und die etwa zwölf kleinen
Erdplatten auseinanderdriften oder zusammenstoßen lässt, wie Alfred Wegener vor
etwas mehr als hundert Jahren herausgefunden hat.
Der damals zerbrochene Teil des
variskischen Gebirges war zur Zeit der Landhebung schon bedeckt von weiteren
mesozoischen Schichten: außer von der Buntsandsteinformation von den
Formationen des Muschelkalks, des Keupers und des Jura, im Pariser Becken sogar
auch von der Formation der Kreide.
Nach der Hebung bildete sich östlich
des Rheingrabens das süddeutsche und westlich des Rheingrabens das
nordfranzösische Schichtstufenland heraus. Schwäbisch Hall liegt am Rande
zwischen dem eher unfruchtbaren und bewaldeten Keuperbergland und den
Muchelkalk-Ebenen mit ihren fruchtbaren Lettenkeuper-Auflagen. Karlsruhe liegt
inmitten der Oberrheinebene und ist eine sehr späte, barocke Fürsten-Gründung,
ähnlich wie Sankt Petersburg nur etwas mehr als 300 Jahre alt.
Die zahlreichen Burgen auf den
Felsen des Pfälzer Waldes dagegen sind wesentlich älter, die meisten entstanden
vor etwa tausend Jahren. Mit Sicherheit befanden sich auf einigen auch bereits
vorchristliche Kultstätten, worauf zum Beispiel die Namen „Lug“[1],
„Höllenberg“ oder ganz in der Nähe der „Kleine Rauhberg“ und der „Große
Rauhberg“[2],
alle bei Spirkelbach, hinweisen. Immer wieder lese ich auch den Namen „Wasgau“
und ich erinnere mich daran, dass die Vogesen einst als Waskenwald bezeichnet
wurden. Als Wasgau wird der südliche Teil des Pfälzer Waldes mit dem Dahner
Felsenland und der nördliche Teil der Vogesen bezeichnet. Er geht etwa von
Annweiler im Norden bis nach Zabern im Süden.
Während Elsass und Lothringen zum
Deutschen Reich gehörten, das im Westen bis an die Maas reichte, nannte man die
Vogesen in deutscher Sprache „Waskenwald“. Dieser Name ist verwandt mit dem
Name der „Basken“ und weist darauf hin, dass vor der Besiedlung weiter Teile
Süddeutschlands durch die Kelten eine ältere Siedlergemeinschaft festzustellen
ist, auf die viele der Flussnamen („Jagst“) und Bergnamen („Ipf“) zurückgehen.
Diese ältesten nacheiszeitlichen
Volkschaften waren vermutlich Atlantier, die ihren untergehenden Kontinent
rechtzeitig verlassen konnten. Allerdings wurde diese Urbevölkerung von den
nachfolgenden Völkern nach Westen vertrieben, wo sie jetzt noch eine
kleine Enklave im spanisch-französischen Grenzgebiet bewohnen, das Baskenland.
Auch das war einst wesentlich größer, worauf der verwandte Name „Gascogne“
hindeutet, der südliche Teil Südwestfrankreichs, aus dem zum Beispiel D’Artagnan,
der Held des Romans „Die drei Musketiere“ von Alexandre Dumas stammt. Die
Gascogne war einst ein Teil Aquitaniens und gehörte zum Stammbesitz der
Eleonore von Aquitanien, der Mutter von Richard Löwenherz, auf dessen Spuren
wir uns seit ca. drei Wochen bewegen.
Ich war vollkommen verblüfft, als
mir am Mittwochmorgen plötzlich mein
Traum aus der vorangegangenen Nacht wieder einfiel: Ich hielt einer Gruppe von
Menschen eine Art Vortrag über die Eiszeit. Ich erklärte meinen Zuhörern im
Traum wissenschaftlich exakt, dass der Meeresspiegel während der Eiszeit wegen
der Bindung des Wassers in den vereisten Polkappen und Gebirgsgletschern um
etwa 120 Meter tiefer lag als heute. Als die Gletscher, die bis zu vier Kilometer
mächtig waren, wieder abtauten, stieg der Meeresspiegel wieder an und der
sagenhafte Kontinent, der sich einst zwischen Europa-Afrika und Amerika befand,
ging unter.
Im Grunde war unsere erste Reise
nach Santiago de Compostella, die wir im Sommer 1975 zusammen mit David
Auerbach unternahmen, der uns damals auf unvergessliche Weise in die
Sternbilder einführte, eine Reise an die Orte, wo einst die ersten Boote der
Atlantier landeten, als sie merkten, dass ihr Kontinent im Ozean zu versinken
drohte. Damals kamen wir im äußersten Nordwesten Spaniens an einen Ort namens „Noya“ und zu einem Berg, der
„Pico Aro“ heißt, nach Louis Charpentier („Les Jacques et le mystere de
Compostelle“, Robert Lafont, Paris 1971) sprachliche Anlehnungen an die
biblische Sage, nach der ein Mann namens Noah nach der Sintflut auf einem Berg mit
Namen Ararat gelandet sein soll.[3]
Durch Rudolf Steiner wissen wir,
dass der biblische Noah mit dem indischen Manu gleichzusetzen ist, dem Leiter
des atlantischen Sonnen-Orakels, der seine Schüler, die sieben heiligen Rishis,
rechtzeitig aus dem untergehenden Land nach Westen führte und sie dabei mit
zahlreichen Schiffen auf einer nördlichen Route über Europa und auf einer
südlichen Route über Nordafrika bis zum indischen Subkontinent, ja bis zur
Wüste Gobi leitete, wo sie dann die erste nachatlantische Kultur, die die
Theosophen die „urindische“ nannten, begründeten.
Nun ist für mich interessant,
dass der Berg, auf dem die Burg „Trifels“ steht, „Sonnenberg“ heißt. Der Name
„Trifels“ deutet auf die drei hintereinander liegenden Bergkegel hin, die alle
drei eine Burgruine tragen. Die bedeutendste ist die Burg, auf der einst die
Reichskleinodien aufbewahrt wurden, die heute in der Wiener Hofburg zu
bewundern sind.
Schon diese Tatsache gibt dem Ort
eine besondere Bedeutung und er wird deshalb von Menschen aus aller Welt
besucht. Wir hörten mehrere unterschiedliche Sprachen in den Gemäuern, unter anderem
Englisch. Die Touristen waren an jenem Mittwoch, als wir die Burg besuchten voller
Respekt für den Ort und störten die beinahe heilige Atmosphäre nicht.
[1]
Vermutlich nach dem keltischen Lichtgott benannt, siehe auch all die römischen
„Lugdonom“ (Lyon)
[2] Das
könnte etwas mit den sogenannten „Rauhnächten“ zu tun haben, in denen das Gefolge
des germanischen Gottes Wotan durch die Lande fuhr.
[3]
Erst vor ein paar Wochen kam
John Hustons vollkommen misslungener Monumentalfilm „Die Bibel“ (USA 1965) auf
Arte, den ich mir anschaute. Die Szenen vom Bau der Arche und der
anschließenden Sintflut sind absolut kindisch und so unglaubwürdig, dass kein
Mensch sie ernst nehmen kann.