Freitag, 20. Oktober 2017

Besuch auf der Burgruine "Trifels"



Im Nachhinein erlebe ich noch einmal die schönen Momente mit meiner Tochter auf der Burg Trifels. Dabei gelange ich auch zu einer – noch ganz zarten – Wahrnehmung der besonderen Aura dieses Ortes. Ich weiß nichts darüber, da ich mich noch nicht besonders mit der Äthergeographie beschäftigt habe. Als „wissenschaftlicher“ Geograph fällt mir das noch ein wenig schwer. Ich möchte nicht ins „Spekulieren“ kommen. Und dennoch war die besondere Atmosphäre in diesem südlichen Teil des Pfälzer Waldes, der auch das „Dahner Felsenland“ genannt wird, zu spüren.
Die Äcker und die Felsen sind dunkel- bis rostrot.
Die anstehende Buntsandstein-Formation deutet auf ein erdgeschichtlich weit zurückliegendes Wüstenklima hin. Wie heute noch üblich, muss es auch damals in dem vorwiegend ariden Klima heftige Regengüsse gegeben haben, die den Sand oberflächlich wegspülten und an anderen, tiefer gelegenen Stellen deltaförmig wieder ablagerten. Es handelt sich also um eine flächenhafte Erosion.
Deshalb sind die einzelnen Fazies der Buntsandsteinformation nicht wie im Jura oder Muschelkalk – beides Meeresablagerungen – regelmäßig geschichtet oder „gebankt“, sondern sie wechseln sich in diagonalen Strukturen ab und schneiden sich häufig gegenseitig an, wie man es noch heute im Kleinen bei Delta-Aufschüttungen beobachten kann, wenn sich die Geschwindigkeit des fließenden Wassers in der Nähe der Mündung deutlich verlangsamt und das mitgebrachte Material ablagert.



Unter dem mesozoischem Buntsandstein lag das paläozoische Grundgebirge, der als erster verhärtete Gebirgssockel aus Urgesteinen.
Schwarzwald und Odenwald auf der rechten Rheinseite und Vogesen und Pfälzer Wald auf der linken Rheinseite haben sich wegen der dort im Erdinneren aufsteigenden Konvektionsströmen und der entstehenden Plattengrenze gehoben. Später ist der Scheitel dieses Gebirges eingebrochen und hat die Oberrheinische Tiefebene gebildet. Diese gehört zu dem weltweiten Grabenbruchsystem, das die sieben großen und die etwa zwölf kleinen Erdplatten auseinanderdriften oder zusammenstoßen lässt, wie Alfred Wegener vor etwas mehr als hundert Jahren herausgefunden hat.
Der damals zerbrochene Teil des variskischen Gebirges war zur Zeit der Landhebung schon bedeckt von weiteren mesozoischen Schichten: außer von der Buntsandsteinformation von den Formationen des Muschelkalks, des Keupers und des Jura, im Pariser Becken sogar auch von der Formation der Kreide.
Nach der Hebung bildete sich östlich des Rheingrabens das süddeutsche und westlich des Rheingrabens das nordfranzösische Schichtstufenland heraus. Schwäbisch Hall liegt am Rande zwischen dem eher unfruchtbaren und bewaldeten Keuperbergland und den Muchelkalk-Ebenen mit ihren fruchtbaren Lettenkeuper-Auflagen. Karlsruhe liegt inmitten der Oberrheinebene und ist eine sehr späte, barocke Fürsten-Gründung, ähnlich wie Sankt Petersburg nur etwas mehr als 300 Jahre alt.
Die zahlreichen Burgen auf den Felsen des Pfälzer Waldes dagegen sind wesentlich älter, die meisten entstanden vor etwa tausend Jahren. Mit Sicherheit befanden sich auf einigen auch bereits vorchristliche Kultstätten, worauf zum Beispiel die Namen „Lug“[1], „Höllenberg“ oder ganz in der Nähe der „Kleine Rauhberg“ und der „Große Rauhberg“[2], alle bei Spirkelbach, hinweisen. Immer wieder lese ich auch den Namen „Wasgau“ und ich erinnere mich daran, dass die Vogesen einst als Waskenwald bezeichnet wurden. Als Wasgau wird der südliche Teil des Pfälzer Waldes mit dem Dahner Felsenland und der nördliche Teil der Vogesen bezeichnet. Er geht etwa von Annweiler im Norden bis nach Zabern im Süden.
Während Elsass und Lothringen zum Deutschen Reich gehörten, das im Westen bis an die Maas reichte, nannte man die Vogesen in deutscher Sprache „Waskenwald“. Dieser Name ist verwandt mit dem Name der „Basken“ und weist darauf hin, dass vor der Besiedlung weiter Teile Süddeutschlands durch die Kelten eine ältere Siedlergemeinschaft festzustellen ist, auf die viele der Flussnamen („Jagst“) und Bergnamen („Ipf“) zurückgehen.
Diese ältesten nacheiszeitlichen Volkschaften waren vermutlich Atlantier, die ihren untergehenden Kontinent rechtzeitig verlassen konnten. Allerdings wurde diese Urbevölkerung von den nachfolgenden Völkern nach Westen vertrieben, wo sie jetzt noch eine kleine Enklave im spanisch-französischen Grenzgebiet bewohnen, das Baskenland. Auch das war einst wesentlich größer, worauf der verwandte Name „Gascogne“ hindeutet, der südliche Teil Südwestfrankreichs, aus dem zum Beispiel D’Artagnan, der Held des Romans „Die drei Musketiere“ von Alexandre Dumas stammt. Die Gascogne war einst ein Teil Aquitaniens und gehörte zum Stammbesitz der Eleonore von Aquitanien, der Mutter von Richard Löwenherz, auf dessen Spuren wir uns seit ca. drei Wochen bewegen.
Ich war vollkommen verblüfft, als mir am Mittwochmorgen plötzlich mein Traum aus der vorangegangenen Nacht wieder einfiel: Ich hielt einer Gruppe von Menschen eine Art Vortrag über die Eiszeit. Ich erklärte meinen Zuhörern im Traum wissenschaftlich exakt, dass der Meeresspiegel während der Eiszeit wegen der Bindung des Wassers in den vereisten Polkappen und Gebirgsgletschern um etwa 120 Meter tiefer lag als heute. Als die Gletscher, die bis zu vier Kilometer mächtig waren, wieder abtauten, stieg der Meeresspiegel wieder an und der sagenhafte Kontinent, der sich einst zwischen Europa-Afrika und Amerika befand, ging unter.
Im Grunde war unsere erste Reise nach Santiago de Compostella, die wir im Sommer 1975 zusammen mit David Auerbach unternahmen, der uns damals auf unvergessliche Weise in die Sternbilder einführte, eine Reise an die Orte, wo einst die ersten Boote der Atlantier landeten, als sie merkten, dass ihr Kontinent im Ozean zu versinken drohte. Damals kamen wir im äußersten Nordwesten Spaniens an einen Ort namens „Noya“ und zu einem Berg, der „Pico Aro“ heißt, nach Louis Charpentier („Les Jacques et le mystere de Compostelle“, Robert Lafont, Paris 1971) sprachliche Anlehnungen an die biblische Sage, nach der ein Mann namens Noah nach der Sintflut auf einem Berg mit Namen Ararat gelandet sein soll.[3]
Durch Rudolf Steiner wissen wir, dass der biblische Noah mit dem indischen Manu gleichzusetzen ist, dem Leiter des atlantischen Sonnen-Orakels, der seine Schüler, die sieben heiligen Rishis, rechtzeitig aus dem untergehenden Land nach Westen führte und sie dabei mit zahlreichen Schiffen auf einer nördlichen Route über Europa und auf einer südlichen Route über Nordafrika bis zum indischen Subkontinent, ja bis zur Wüste Gobi leitete, wo sie dann die erste nachatlantische Kultur, die die Theosophen die „urindische“ nannten, begründeten.
Nun ist für mich interessant, dass der Berg, auf dem die Burg „Trifels“ steht, „Sonnenberg“ heißt. Der Name „Trifels“ deutet auf die drei hintereinander liegenden Bergkegel hin, die alle drei eine Burgruine tragen. Die bedeutendste ist die Burg, auf der einst die Reichskleinodien aufbewahrt wurden, die heute in der Wiener Hofburg zu bewundern sind.



Schon diese Tatsache gibt dem Ort eine besondere Bedeutung und er wird deshalb von Menschen aus aller Welt besucht. Wir hörten mehrere unterschiedliche Sprachen in den Gemäuern, unter anderem Englisch. Die Touristen waren an jenem Mittwoch, als wir die Burg besuchten voller Respekt für den Ort und störten die beinahe heilige Atmosphäre nicht.




[1] Vermutlich nach dem keltischen Lichtgott benannt, siehe auch all die römischen „Lugdonom“ (Lyon)
[2] Das könnte etwas mit den sogenannten „Rauhnächten“ zu tun haben, in denen das Gefolge des germanischen Gottes Wotan durch die Lande fuhr.
[3] Erst vor ein paar Wochen kam John Hustons vollkommen misslungener Monumentalfilm „Die Bibel“ (USA 1965) auf Arte, den ich mir anschaute. Die Szenen vom Bau der Arche und der anschließenden Sintflut sind absolut kindisch und so unglaubwürdig, dass kein Mensch sie ernst nehmen kann.