Mittwoch, 3. Oktober 2018

Der Erzengel Michael in der bildenden Kunst und in der Literatur - Vortrag von Johannes Stürmer im Sophianeum, Langenburg am 29. September 2018




Bei schönstem Herbstwetter bin ich durch das Hohenloher Land von der Kocherstadt Schwäbisch Hall nach Langenburg über der Jagst gereist, wo gerade ein Herbstmarkt gehalten wurde. Ich komme trotz gesperrter Straßen zur ehemaligen Hofapotheke und Hans- Jürgen Deck hilft mir, meine Powerpoint-Präsentation in Fahrt zu bringen.
Ich hatte es tatsächlich noch geschafft, die Bilder, die ich zeigen wollte, ganz ohne Text (wie zuvor) auf 40 Folien unterzubringen. Später fügte ich noch einfache Überschriften hinzu. So war ich zufrieden, hatte meinen roten Faden durch die Fülle des Stoffes, den ich mir vorgenommen hatte, und konnte den Vortrag innerhalb einer Stunde halten.
Die etwa 14 Zuhörer des Sophianeums – zum großen Teil Teilnehmer unserer letztwöchigen München-Fahrt – waren interessiert, was ich aus den Fragen sah, die einzelne nach dem Vortrag stellten. Renate Deck, die ebenfalls viel über Michael geforscht hat, sagte, dass auch sie manches „dazugelernt“ habe, was sie noch nicht wusste. Bevor sich die Decks mit den Geschwistern Scholl und der Weißen Rose beschäftigten, waren sie im Jahre 1989 nach Italien zum Monte San‘Angelo (Monte Gargano) gereist. In dem kleinen Vortragsraum lag auf einem runden Tischchen der Band über das dortige Michaelsheiligtum von Adalbert Graf Keyserlingk, den ich zwar schon lange kaufen will, aber noch nicht gefunden habe, ein ganz grundlegendes Werk.
Bevor ich meinen Vortrag beginnen kann, gehen wir in den alten Apothekenkeller und Hans-Jürgen kredenzt einen Gewürztrunk und schneidet jedem eine Scheibe vom „Michaelsbrot“ aus Forchtenberg. Es ist wie eine kleine kultische Handlung, die ich in einem Zusammenhang sehe mit der letzten kultischen Handlung, die wir zum Abschluss der München-Fahrt am letzten Samstag auf der Autobahnraststätte mit Wein und Brot vollzogen haben.
Dann versammeln wir uns im Vortragsraum und ich beginne, nachdem Renate noch an Kaspar Hauser erinnerte, der an diesem Tag Geburtstag hat, mit meinem Vortrag.
Ich spanne in meinem Vortrag „Der Erzengel Michael in der Bildenden Kunst und in der Literatur“ einen großen Bogen: Ich beginne mit der Schlacht in einer Ebene bei Neu Dehli, die vor 5000 Jahren stattgefunden hat, und die in der Bhagavad Gita, dem heiligen Buch der Hindus, erzählt wird. Dem Anführer des Heeres der Pandu erscheint Krishna, der in Wirklichkeit der Gott Vishnu ist, und erklärt ihm, warum er kämpfen muss, obwohl in dem feindlichen Heere der Kundus auch Verwandte und Freunde sind: Er würde ja im Kampf nur Leiber, nicht aber Seelen töten können, denn die Seelen sind unsterblich.
Ich erwähne dann nur kurz den Kampf zwischen den lichten und den dunklen Geistern, der bei den alten Persern in den Schriften der „Avesta“ erzählt wird: Der Lichtgott Ormuzd und der finstere Ahriman liegen ständig in Streit miteinander.
Etwas ausführlicher gehe ich auf den Krieg um Troja ein, der vor ca. 3000 Jahren stattgefunden hat, und erzähle die Vorgeschichte: die Hochzeit des Peleus mit Thetis[1] auf dem Olymp, bei dem alle sechs Götterpaare versammelt sind. Wie im Märchen „Dornröschen“ tritt dann eine 13. böse Fee ein. Es ist Eris, die Zwietracht, die einen goldenen Apfel zwischen die versammelten Götter wirft und ausruft: „Der Schönsten!“ Hera, Athene und Aphrodite streiten sich, wem der Preis gebührt und sie beschließen, auf die Erde zu gehen und einen Sterblichen entscheiden zu lassen. Sie erscheinen Paris, dem jungen Königssohn von Troja, der auf dem Berg Ida die Herden des Vaters hütet. Hera verspricht ihm Macht, Athene Weisheit und Aphrodite die schönste Frau.
Paris rüstet ein Schiff und reist eines Tages über die Ägäis auf die Peloponnes, wo in der Königsburg der Stadt Sparta die schönste Frau Griechenlands residiert. Leider ist sie schon verheiratet, und zwar mit dem mächtigen König Menelaos.
Paris wird als Gast empfangen und großzügig bewirtet. Als jedoch Menelaos aus irgendeinem Grunde verreisen muss, entführt er Helena und nimmt sie zusammen mit Gold und Silber mit nach Troja. Als Menelaos zurückkehrt und den Raub bemerkt, ruft er seine Verwandten zusammen, die ihm Beistand geschworen hatten. Es sind so berühmte Könige wie Agamemnon von Mykene und Odysseus von Ithaka. Ein riesiges Heer wird gerüstet und zieht an die Küste, um mit Schiffen nach Kleinasien überzusetzen. Da bleiben die Winde aus und der Priester teilt Agamemnon mit, dass die Göttin Artemis zürne, weil der König vor kurzem eine ihr geweihte Hirschkuh erlegt hatte. Sie fordert als Sühne die Tochter Iphigenie. Agamemnon ist um des geplanten Heereszuges willen bereit, seine Tochter zu opfern. Als sie bereits auf dem Blutaltar liegt, wird sie jedoch entrückt und eine Hindin liegt an ihrer Stelle. Nun können die Achaier übersetzen und der zehnjährige Krieg um Troja kann beginnen.
Der blinde Sänger Homer schildert die letzten 51 Tage dieses Krieges in den 24 Gesängen seiner Ilias. Dabei erzählt er nicht nur, wie die Menschen auf Erden gegeneinander kämpfen – damals noch in Zweikämpfen – sondern auch, wie sich die Götter, die den Kampf beobachten und kommentieren, Partei ergreifen: Auf der Seite der Trojaner stehen Aphrodite, Apollon und Ares, auf der Seite der Achaier Hera, Athene und Poseidon.
Ein besonderes Augenmerk ist auf Apollon zu richten, dem griechischen Sonnengott, der bei Delphi den Drachen Python erlegt hat. Über der Höhle, in der dieser hauste, sitzt später die Pythia, die Orakel-Priesterin, die mithilfe der aufsteigenden berauschenden Dämpfe die Zukunft voraussagen kann. Alle großen Herrscher der damaligen antiken Welt holten sich vor großen Entscheidungen bei ihr Rat. Apollon tötet mit seinen „weithintreffenden“ Pfeilen.
Besondere Aufmerksamkeit verlangen auch die beiden Göttinnen Aphrodite und Athene: Die schaumgeborene Liebesgöttin steht für die menschlichen Gefühle und für den Eros, die in voller Rüstung dem Kopf des Zeus „entsprungene“ Athene ist die Göttin der Weisheit und die Schutzherrin Athens. Wir können aber nicht nur darin eine erste Polarität entdecken, sondern auch in der Tatsache, dass im Krieg um Troja zwei unterschiedliche Kulturen miteinander kämpfen: die alte asiatische Kultur und die neue europäischen Kultur. Dabei siegt das Neue in der Gestalt des listigen Odysseus schließlich über das Alte, der menschliche Verstand über die atavistische Sehergabe.
Damit habe ich den ersten Teil meines Vortrages abgeschlossen, in dem ich mich auf die antike Literatur bezog. Es folgt der zweite Teil, den ich anhand von Abbildungen aus der Kunst entwickle. In einem ersten Schritt gehe ich auf die wichtigsten Michaelserscheinungen im christlichen Abendland ein.
Im Jahre 490 nach Christus hütet der Hirte Gargano seine Herde an einem Berg, der auf dem nach Osten zeigenden Sporn des Stiefels gelegen ist, den die Apennin-Halbinsel bildet. Plötzlich ist ein prächtiger Stier verschwunden. Er findet ihn schließlich in einer Grotte und schießt einen Pfeil auf ihn. Statt den störrischen Stier zu treffen, kehrt der Pfeil jedoch wie ein Bumerang zurück und verwundet Gargano. Dieser eilt zum Bischof, um ihm die Geschichte zu erzählen. Der ordnet ein dreitägiges Fasten an. Am Ende erscheint ihm der Erzengel Michael und „befiehlt“ dem Bischof, ihm in der Grotte, in der sich der Stier versteckt hat, ein Heiligtum zu errichten.
Diese erste Erscheinung des Erzengels in Italien soll am 8. Mai 490 stattgefunden haben.
Seitdem ist der 8. Mai ein Michaelstag. Es war aber nur die erste von insgesamt vier Erscheinungen des Erzengels an diesem besonderen Ort: Am 29. September 493 wollte der Bischof mit seiner Gemeinde den dritten Jahrestag der ersten Erscheinung vor der nunmehr dem Michael geweihten Grotte feiern, als sich der Erzengel dem Bischof wieder in einer Vision offenbart. Der Bischof hatte gezögert, die Grotte ohne die Einwilligung des Papstes zu weihen, und wollte deswegen Gesandte nach Rom schicken. Nun erfuhr er von dem Erzengel, dass er selbst die Grotte bereits geweiht habe und dass er getrost mit seiner Gemeinde eintreten könne.[2]


Antependium, Barcelona, Nationalmuseum


Zu dieser Geschichte zeige ich eine Darstellung Michaels mit dem Stier von einem katalanischen Antependium aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts, das im Nationalmuseum von Barcelona zu sehen ist.


Monte San'Angelo, Gargano, Grotte


Nun fällt an der Darstellung zweierlei auf: erstens ist Michael mit einem Bogen dargestellt, als würde er selbst den Pfeil auf den Stier abschießen. Diese Darstellung erinnert an Apollon, dessen Bogen später zu einer Lyra wurde. Zweitens erinnert der Stier an den Mithras-Kult, der zur Zeit von Christi Geburt sehr populär unter den römischen Soldaten war. Nicht sehr weit von Langenburg hat man in dem ehemaligen Römerkastell Osterburken am Limes solch ein Mithras-Heiligtum gefunden. Das „Altarbild“ des Gottes, der mit einem Dolch den wilden Stier in den Hals sticht, während ihn ein Skorpion in die Hoden sticht, ist eine der umfassendsten der vielen Mithras-Darstellungen, die man heute noch bewundern kann, weil sie von den zwölf Tierkreisbildern umgeben ist. Eine originalgetreue Kopie des Osterburkener Reliefs kann man im Limesmuseum in Aalen sehen, das Original im Badischen Landesmuseum Karlsruhe.
Die Mithrasmysterien[3] fanden meistens in einer dunklen Grotte statt, deren Decke nach oben geöffnet war. Durch sie floss das Blut eines geopferten Stieres auf den wie im Todesschlaf in der Grotte liegenden Neophyten. Die Einweihung bestand aus sieben Stufen: corax (Rabe), nymphus (Bräutigam), miles (Soldat), leo (Löwe), perses (Perser), heliodromus (Sonnenläufer) und pater (Vater).[4]



Die nächste Michaels-Erscheinung fand im Jahre 590 in Rom statt. In der Stadt wütete die Pest. Papst Gregor der Große ordnete eine Bittprozession an. Da erschien über dem Mausoleum des Kaisers Hadrian[5] der Erzengel, der sein blutiges Schwert abwischte und in die Scheide steckte. Die Pest war zu Ende. Zu Ehren des Erzengels benannte der Papst das heidnische Mausoleum in  „Castello Sant’Angelo“ (Engelsburg) um und ließ daneben eine dem Michael geweihte Kirche errichten.



Von Rom wandert unser Blick in die Normandie. Im Jahre 708 erscheint Aubert, dem Bischof von Avranches, der Erzengel und bittet ihn, ihm auf der Felseninsel vor der Küste ein Heiligtum zu errichten. So entsteht der großartige Klosterkomplex vom Mont-Saint-Michel, der heute eine viel besuchte Touristenattraktion ist.






Am 10. August (Laurentius-Tag) 955 greift der Erzengel Michael in eine Schlacht ein, die auf dem Lechfeld bei Augsburg zwischen dem aus Rittern von allen deutschen Stämmen bestehendem Heer Ottos des Großen und einer ungarischen Armee, die in regelmäßigen Abständen in das ostfränkische Reich einfiel, ausgetragen wurde. Die Szene hat zum Beispiel der Barockmaler Franz Martin Kuen an der Decke der Pfarrkirche Sankt Ulrich in Eresing (Landkreis Landsberg am Lech) dargestellt.



Seit 955 gilt der Erzengel Michael als der Schutzheilige der Deutschen, was auch noch in dem etwas despektierlichen Ausdruck „Der deutsche Michel“ angedeutet wird.



Im Jahre 1425 erscheint einem 13jährigen Hirtenmädchen in einem Eichenwäldchen bei dem Dörfchen Donremy an der Maas[6] der Erzengel Michael, umgeben von der Heiligen Katharina und der Heiligen Margarete, und fordert sie auf, nach Chinon zu ziehen, um dem dorthin exilierten Thronfolger, dem Dauphin, zu helfen,  die Engländer, die zwei Drittel Frankreichs besetzt haben, aus dem Land zu jagen und ihn als Karl VII. in Reims krönen zu lassen. Der Jungfrau Jehanne gelingt das Unternehmen, sie selbst wird jedoch mit 18 Jahren am 30. Mai 1431 in Rouen als Hexe verbrannt. Später wird sie in einem umfassenden Prozess rehabilitiert und Jeanne d’Arc gilt heute als Nationalheldin Frankreichs. Dabei hat sie nicht nur Frankreich, sondern auch England geholfen, die ersten wirklichen Nationen des europäischen Kontinents zu werden.
Die beiden zuletzt berichteten Michaelserscheinungen zeigen, dass der Erzengel massiv in die europäische Geschichte eingegriffen hat.

Ich komme nun zum dritten Kapitel meines Vortrages und zeige Fotos von einigen bedeutenden Michaelskirchen in Deutschland.
Zunächst stelle ich drei bedeutende deutsche Städte vor, deren zentrale Kirchen dem Erzengel geweiht sind: in Hamburg ist es die barocke Stadtkirche Sankt Michaelis, in Hildesheim der romanische Dom und in der reichen Salzstadt Hall die imposant über der berühmten Treppe am Kocherabhang aufragende gotische Stadtkirche.


Sankt Michaelis, Hamburg



Sankt Michael, Hildesheim


Es ist auffallend, dass am Kocher und seinen Nebenflüssen Michaelskirchen oder Orte, die schon im Namen einen Bezug zu Michael haben, recht häufig zu finden sind. Ich erwähne die Kirche in Sulzbach/Laufen, die Kirche in Hausen bei Oberrot, die Michaelskapelle auf der großen Comburg, die Orte Michelbach an der Bilz und Michelfeld, die Michaelskapelle im Schloss Waldenburg und die Stadtkirche von Forchtenberg, in der die Geschwister Scholl in den 20erJahren zum Gottesdienst gingen. Diese Konzentration von Michaelsorten am Kocher scheint ihren Kristallisationspunkt in Sankt Michael zu Schwäbisch Hall zu haben, in der es 15 verschiedene Darstellungen des Erzengels gibt.


Sankt Michael, Schwäbisch Hall


Ich zeige nun eine Abbildung des Schreins aus dem Michael-Altar in der Sakristei von Hans Beulscher, der um das Jahr 1520 entstanden ist. Er zeigt den in Gold gerüsteten Erzengel mit roten Schuhen an den Füßen und einem Schwert in der Hand, das er über seinem Kopf schwingt.


Hans Beulscher, Sankt Michael, Sakristei, Mittelschrein, 


Das Schwert ist das erste der drei Attribute, die dem Erzengel in den Darstellungen durch die Künstler in der Regel beigegeben wurden. Es weist auf die Vertreibung aus dem Paradies hin. Nach den zahlreichen alttestamentlichen Apokryphen, war es Michael, der Adam und Eva nach dem Sündenfall aus dem Garten Eden jagte. Ich zeige zwei Darstellungen dieser Szene, einen spätmittelalterlichen Holzschnitt und die Szene aus der Decke der Sixtinischen Kapelle, in der Michelangelo den Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies kombiniert hat.


Vertreibung aus dem Paradies, Mitelalterlicher Holzschnitt


Michelangelo, Sixtinische Kapelle


Das zweite Attribut Michaels ist die Waage. Der Michaelstag fällt nicht zufällig in die Zeit, in der die Sonne im Tierkreisbild der Waage aufgeht (oder besser: vor 2000 Jahren aufging). Astrologisch beginnt die Waagezeit am 22. September (Geburtstag von Hans Scholl) und dauert bis zum 20. Oktober. Am Tag der Herbst-und-Nacht-Taggleiche ist der Herbstbeginn: die Tage beginnen wider kürzer als die Nächte zu werden, die Finsternis siegt über das Licht und die Kälte über die Wärme. Genau an dieser Scheide zwischen Licht und Finsternis scheint Michael zu wachen und dem Menschen zu helfen, auch in der dunklen Jahreshälfte sein Gleichgewicht zu halten.


Rogier van der Weyden, Sankt Michael aus dem Weltgericht, Beaune, Hotel-Dieu


Die Waage deutet aber auch auf das Weltgericht am „Jüngsten Tag“ hin, wo Michael als der Herr des Karma im Auftrag von Christus „die Worte und Taten“ der Menschen abwiegt, die ihnen „nachgefolgt“ sind.
Michael hat also eine wichtige Funktion sowohl beim Beginn als auch beim Ende der Menschheitsgeschichte. Aber nicht nur die Menschheit als Gesamte betrifft dies, sondern jeden Einzelmenschen: durch die Geburt wird er aus dem Paradies entlassen und muss auf der Erde leiden, arbeiten und lernen, im Tode steht er seinem höchsten Richter gegenüber und muss ihm zeigen, was er gelitten, für andere gearbeitet und gelernt hat.


Justitia (Gerechtigkeit), Statue auf dem Röerplatz, Frankfurt


In einer Darstellung auf dem um 1180 entstandenen romanischen Wandteppich aus dem Dom zu Halberstadt steht Michael links neben dem Christus und der Erzengel Gabriel rechts (vom Betrachter aus gesehen). Gabriel spielt eine wichtige Rolle bei der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche, die am 21. März die aufsteigende Sonnenbahn bezeichnet, wenn das Licht wieder über die Dunkelheit siegt. Auf den 25. März fällt der Tag „Mariä Verkündigung“, bei dem der Erzengel Gabriel bei Maria erschien und ihr die Empfängnis eines Sohnes ankündigt, der dann genau neun Monate später, in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember geboren wird. Hans Sterneder, der große Astrologe des 20. Jahrhunderts, nennt die Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche die „Pforte der Geburt“ und die Herbst-Tag-und-Nachtgleiche die „Pforte des Todes“.


Halberstadt, Dom, Wandteppich


In einem romanischen Doppel-Relief an der Westfassade der Kirche San Pietro fuori le Mura in Spoleto (Umbrien) sieht man Michael als Seelenwäger eines reuigen und eines nicht reuigen Sünders. Der eine darf zu Petrus ins Paradies eingehen, auch wenn der Teufel sich beklagt und, zu Petrus gerichtet, meint: „DOLEO Q(VIA) AN(TE) E(RAT) MEUS“ (Ich ärgere mich, denn vorher war er mein). Hier übernimmt Michael eine Rolle des antiken Gottes Hermes (Merkur) und wird zum Psychopompos, der den Verstorbenen ins Reich des Todes begleitet.


San Pietro fouri le mura, Spoleto


Das dritte Attribut Michaels ist die Lanze, mit der er den Drachen in Schach hält, aber nicht tötet. Dazu passt wieder eine Darstellung aus dem Antependium von Barcelona, die besonders eindrucksvoll ist.


Schwäbisch Hall, Sankt Michael, Turmhalle



Antependium, Barcelona, Nationalmuseum


Die Lanze spielt auch beim sogenannten „Engelssturz“ eine wichtige Rolle, wie wir auf einem Holzschnitt Albrecht Dürers aus dem großen Apokalypse-Zyklus sehen können. Hier wird nicht nur ein, sondern mehrere Teufel aus dem Himmel „geworfen“. Die Teufel waren ja alle einmal Engel, aber da sie sich mehrmals gegen den Herrn erhoben und rebellierten, wurden sie auf die Erde verbannt, wo sie nun als Teufel die Menschen versuchen dürfen.


Albrecht Dürer, Engelssturz aus dem Apokalypse-Zyklus


Diesen Teil meines Vortrages schließe ich mit der Projektion dreier berühmter Weltgerichtsdarstellungen aus dem 15. Jahrhundert ab: Im Jahr 1450 hat der Maler Rogier van der Weyden für das mittelalterliche Krankenhaus „Hotel-Dieu“ im burgundischen Beaune eine mehrteilige Tafel geschaffen, die Christus auf dem Thron in der Mitte, den Erzengel Michael mit der Waage darunter, rechts von ihm die Erlösten, die zum Paradies hinziehen und links von ihm die Verdammten, die in den Höllenrachen gezogen werden, zeigt. Ähnlich hat etwa 20 Jahre später Hans Memling das Weltgericht dargestellt, nur noch größer und detailreicher.


Rogier van der Weyden, Weltgericht, Beaune, Hotel-Dieu



Hans Memling, Weltgericht, Danzig, Nationalmuseum


Als drittes Beispiel zeige ich die Weltgerichtsdarstellung von Michelangelo an der Westwand der Sixtinischen Kapelle. Vergeblich sucht man auf ihr Michael. Nach langem Überlegen vermute ich, dass sich der Erzengel im Namen des Künstlers, der das Werk geschaffen hat, selbst offenbart hat.


Michelangelo, Weltgericht, Vatikan, Sixtinische Kapelle


Als Übergang zum  fünften Kapitel meines Vortrages zeige ich eine Abbildung des sechsten Siegels, das Rudolf Steiner in dem Münchner Saal, in dem 1907 der vierte Theosophische Kongress stattfand, zusammen mit weiteren sechs Siegeln an die Vorhänge der Wände gehängt hatte. Es zeigt Michael, der den Drachen wie einen Hund an der Kette führt.


Maria Rettich, das sechste Siegel nach einem Entwurf von Rudolf Steiner


Nun komme ich zum Zentrum meines Vortrages. Das fünfte Kapitel ist überschrieben „Das Wendejahr 1917“
Ich zitiere eine Aussage, die Rudolf Steiner am 21. November 1919 in dem Zyklus „Die Sendung Michaels“ (GA 194) gemacht hat: Dort erzählt er, dass Schriftsteller wie John Milton in seinem Epos „Das verlorene Paradies“ oder Klopstock in seinem „Messias“ das Göttliche mit dem Luziferischen verwechseln würden. Seit der „Abschaffung des Geistes“ im Zweiten ökumenischen Konzil von Konstantinopel im Jahre 869 bestünde der Mensch laut Kirchendogma nur noch aus zwei Gliedern, aus Körper und Seele. Der Geist sei nur noch eine Eigenschaft der Seele. Damals begann, wie Rudolf Steiner erläutert, der „Irrwahn der Zweiheit“. Auch die geistige Welt wird zweigeteilt. Es gebe den „Himmel“ für die Guten und die „Hölle“ für die Bösen. Rudolf Steiner führt aus:



„Es nützt nichts, wenn Milton oder Klopstock die Wesen des Himmels als göttliche Wesen bezeichnen. Göttliche Wesen, wie sie der Mensch empfinden soll, wären sie nur, wenn zugrunde läge die dreigliedrige Struktur des Weltendaseins. Dann würde man sagen können: Da findet ein Kampf statt zwischen dem guten Prinzip und dem bösen Prinzip.
So aber, wie die Sache liegt, wird eine Zweiheit angenommen, dem einen Glied dieser Zweiheit das Gute beigelegt, Namen gefunden, die den Wesen beigelegt werden, die eigentlich vom Göttlichen hergenommen sind, und auf die andere Seite das teuflische, das antigöttliche Element gestellt. Was ist damit eigentlich in Wirklichkeit getan? Damit ist in Wirklichkeit nichts Geringeres getan, als dass das wirklich Göttliche aus dem Bewusstsein herausgerückt ist, und dass das Luziferische mit dem göttlichen Namen belegt wird, dass wir in Wahrheit vorliegen haben einen Kampf zwischen Luzifer und Ahriman, und dass nur dem Ahriman luziferische Eigenschaften beigelegt werden, und dem Reiche des Luzifers werden die göttlichen Eigenschaften beigelegt.“


Gustave Dore, Satan, Illustration von "Das Verlorene Paradies" von John Milton


Die Weltenkräfte Luzifer und Ahriman sind Realitäten, mit denen jeder Mensch täglich zu tun hat: der eine wirkt mehr im Blut, der andere mehr in den Nerven. Der eine möchte den Menschen zur Weltflucht und zum Rausch verführen, der andere ihn an die Erde und an die Technik binden.
Wenn ein Mensch, der ein schönes und schnelles Auto besitzt, auf der Autobahn fährt, kann er in den Rausch der Geschwindigkeit geraten und sich dabei der PS-Kraft der Maschine bedienen. Ein Rennfahrer steht immer zwischen den beiden Extremen: Er muss die Technik beherrschen und darf dem Rausch der Geschwindigkeit nur bis zu einer gewissen Grenze nachgeben. Oder, um ein anderes, alltägliches Beispiel zu nehmen: der Mensch, der in einem Supermarkt einkauft, befriedigt dabei einerseits seine irdischen Bedürfnisse, wird aber gleichzeitig durch das Überangebot verführt, mehr zu kaufen, als er eigentlich benötigt oder vorhatte.
Der Mensch ist berufen, immer die Mitte zwischen den beiden Weltkräften zu halten. Dabei braucht er als auf der Erde inkarniertes Wesen beide. Was den Menschen aber als solchen ausmacht, ist die Fähigkeit, ein gewisses Gleichgewicht zwischen diesen beiden Kräften herzustellen. Deshalb führt Rudolf Steiner in dem bereits genannten Vortrag aus dem Zyklus „Die Sendung Michaels“ aus:
„Wenn Sie die ganze Sache ins Auge fassen, dann werden Sie sich sagen: Verstehen kann ich die Welt eigentlich nur, wenn ich sie mit Bezug auf die Dreizahl ins Auge fasse. Denn wir haben auf der einen Seite alles dasjenige, was luziferisch ist, auf der anderen Seite alles dasjenige, was ahrimanisch ist, mitten hineingestellt den Menschen, der als ein Drittes, wie im Gleichgewichtszustande zwischen beiden, sein Göttliches empfinden muss. Nur dadurch kommt man mit dem Weltverständnis zurecht, dass man diese Dreiheit zugrunde legt, dass man sich klar darüber ist: Es ist das menschliche Leben wie ein Waagebalken (Rudolf Steiner zeichnet an die Tafel). Hier ist das Hypomochlion[7], da eine Waagschale, das Luziferische, das aber in Wirklichkeit hinaufzieht. Auf der anderen Seite das Ahrimanische, das in Wirklichkeit hinunterzieht. Den Waagebalken im Gleichgewicht zu erhalten, das ist das Wesen des Menschen. (…) So dass wir sagen dürfen: Wir haben es zu tun im Weltendasein mit dem Luziferischen, das die eine Waagschale, dem Ahrimanischen, das die andere Waagschale darstellt, und dem Gleichgewichtszustande, der uns darstellt den Christus-Impuls.“
Nun kann man die mittelalterlichen Darstellungen vom Weltgericht besser verstehen: In der Mitte steht der Erzengel Michael, das „Antlitz Gottes“, der im Auftrage Christi die Seelen wiegt. Rechts und links von ihm erhält der Betrachter einen Blick in das Reich der ahrimanischen Kräfte („Hölle“) und der luziferischen Kräfte („Himmel“).
Bei Hans Memling ist der Himmel durch eine üppige Burg mit vielen Türmen symbolisiert. Hier kann man den mittelalterlichen Wunsch nach Weltflucht in eine bessere Welt erkennen. Solche Burgen besaßen damals nur die Fürsten und Könige.
Dass die beiden Wesen auch in der menschlichen Seele wirken, hat Goethe erkannt, wenn er in der Szene „Osterspaziergang“ seinen Faust sprechen lässt:

„Zwei Seelen wohnen, ach! In meiner Brust
Die eine will sich von der andern trennen;
Die eine hält, in derber Liebeslust,
Sich an die Welt mit klammernden Organen;
Die andere hebt gewaltsam sich vom Dust
Zu den Gefilden hoher Ahnen.“

Und nun beschwört Faust, ohne eigentlich ein Bewusstsein davon zu haben, Luzifer und Ahriman:

„O gibt es Geister in der Luft,
Die zwischen Erd und Himmel herrschend weben,
So steiget nieder aus dem goldnen Duft
Und führt mich weg zu neuem, bunten Leben!“

Goethe vermischt, wie Rudolf Steiner ausführt, in der Figur des Mephistopheles die beiden Weltenkräfte: einmal ist bei ihm der Teufel eher ahrimanisch, wenn er zum Beispiel in Faust II. das Papiergeld erfindet oder Faust hilft, aus dem trockengelegten Meer Land zu gewinnen und eine ganze Industriekultur zu erschaffen, andererseits luziferisch, wenn er Faust den Zaubertrank reicht, durch den er „Helenen in jedem Weibe“ erblickt.
Im Jahr 1917, als durch den Eintritt Amerikas in den Weltkrieg und durch die Russische Revolution zwei „Blöcke“ entstehen, die die Welt bis heute spalten, stellt Rudolf Steiner sein Buch „Von Seelenrätseln“ vor, in dem er aufzeigt, dass das Wesen des Menschen dreigegliedert ist. Im selben Jahr entwickelt Rudolf Steiner auch die wirklichkeitsgemäße Anschauung von der „Dreigliederung des sozialen Organismus“.  
Vom 29. September (Tag des Erzengels Michael) bis zum 28. Oktober 1917 (Tag der Apostel Judas Thaddäus und Simon Zelotes) hält Rudolf Steiner in Dornach vierzehn grundlegende Vorträge, deren Mitschriften später unter dem Titel „Die spirituellen Hintergründe der äußeren Welt – Der Sturz der Geister der Finsternis“ als Band 1 in der Reihe „Geistige Wesen und ihre Wirkungen“ veröffentlicht wurden.
Entscheidend ist der zwölfte Vortrag vom 26. Oktober 1917. Nachdem er bereits im vorangehenden elften Vortrag vom 21. Oktober auf das Schlüsseljahr 1879 hingewiesen hat, führt er nun aus, welche grundlegende Bedeutung dieses Jahr hat. Bereits der Abt Trithemius von Sponheim hatte auf dieses Jahr hingewiesen, indem er 1879 die Regentschaft vom Erzengel Gabriel auf den Erzengel Michael übergehen lässt. Nach Trithemius regiert etwa alle 350 Jahre ein anderer der insgesamt sieben Erzengel als Zeitgeist die Menschen.[8]


Trithemius von Sponheim, Grabplatte von Tilman Riemenschneider, Würzburg


Wir haben schon gehört, dass der Erzengel Gabriel an der „Pforte der Geburt“, der Erzengel Michael an der „Pforte des Todes“ steht. Gabriel regelt die Blutskräfte, Michael versucht den Menschen bereits im Leben auf den Geist, oder anders ausgedrückt: auf Christus auszurichten, indem er ihm schweigsam zuwinkt.
Michael ist der Erzengel der Freiheit. Er will, dass der Mensch aus eigener Kraft zurück ins „Paradies“, aus dem er ihn einst vertreiben musste, findet. Mit dem Paradies ist nichts anderes gemeint als die „geistige Welt“ oder das „Reich Gottes“, das „nicht von dieser Welt“ ist. Aus diesem Grunde ist die Anthroposophie entstanden, die als eine Art „Michaelsschule“ anzusehen ist.
In jenem zwölften Vortrag führt Rudolf Steiner nun aus, dass im Herbst des Jahres 1879 der im „Himmel“ stattfindende Kampf der rebellischen ahrimanisch-luziferischen Geister mit dem Sieg Michaels und dem „Sturz der Geister der Finsternis“ auf die Erde geendet habe. Seitdem würden diese Geister nicht mehr als Rebellen in der geistigen Welt wirken, sondern versuchen, in den Seelen der auf der Erde verkörperten Menschen einen neuen Schauplatz und ein neues Wirkungsfeld zu finden. Zuvor hatten dort die Geister des Lichtes gewirkt und durch die Blutskräfte die sozialen Verhältnisse nach Sippen- Stammes- und Volkszugehörigkeit geregelt, während die rebellischen „Engel“ dem Menschen die Freiheit schenken wollten in einer Zeit, als er noch gar nicht reif dafür war.
Nun sei es umgekehrt: die Geister der Finsternis, ahrimanische und luziferische Engel, wollen den Menschen an das Blut und an den Boden binden, flüstern ihm ein, dass er nur ein „höheres Tier“[9] sei und legen Wert auf Rasse und Nation, während Michael und seine Engel dem Menschen die Freiheit schenken wollen, zu der er nun reif ist.
1895 wird Rudolf Steiners grundlegende Schrift „Die Philosophie der Freiheit“ veröffentlicht.[10] Hier wird das Wesen der Freiheit dargestellt. Es geht dabei nicht um die missverstandene „Freiheit von etwas“, sondern um die wahre „Freiheit für etwas“ im Sinne Friedrich Schillers:  „Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei/ Und würd er in Ketten geboren“[11]
Rudolf Steiner erklärt am 26. Oktober 1917, warum rassistische und nationalistische Geisteshaltungen heute keine Berechtigung mehr haben:
„Ein Mensch noch des 14. Jahrhunderts, der gesprochen hat von dem Ideal der Rassen, von dem Ideal der Nationen, der hat gesprochen aus den fortschreitenden Eigenschaften der menschlichen Entwicklung heraus; ein Mensch, der heute von dem Ideal der Rassen und Nationen und Stammeszusammengehörigkeiten spricht, der spricht von Niedergangsimpulsen der Menschheit. Und wenn er in diesen sogenannten Idealen glaubt, fortschrittliche Ideale vor die Menschheit hinzustellen, so ist das die Unwahrheit. Denn durch nichts wird sich die Menschheit mehr in den Niedergang hineinbringen, als wenn sich die Rassen-, Volks- und Blutsideale fortpflanzen.“[12]

Ich komme nun zum sechsten Kapitel meines Vortrages und wende mich wieder der Literatur zu.
Als erste stelle ich zwei westliche Autoren des 20. Jahrhunderts zwei östlichen gegenüber: Die britischen Krimiautoren Sir Arthur Conan Doyle (1859 – 1930) und Dame Agatha Christie (1890 – 1976) zeigen in ihren Kriminalromanen in populärer Form, wie „das Böse“ von menschlichen Seelen Besitz ergreift und von intelligenten Detektiven wie Sherlock Holmes oder Hercule Poirot enttarnt und überführt wird.


Sir Arthur Conan Doyle


Dame Agatha Christie


Der russische Autor Michael Bulgakow (1891 – 1940) und der griechische Schriftsteller Nikos Kazantsakis (1883 – 1957) adaptieren den Pakt mit dem Teufel aus der Faustsage in ihren Romanen „Der Meister und Margarita“ (1928 – 1940, veröffentlicht 1966) und „Alexis Sorbas“ (1947)[13].


Michail Bulgakov



Nikos Kazantsakis


Während die Krimiautoren mehr die Intelligenz der Detektive in den Mittelpunkt ihrer Erzählungen stellen, führen Bulgakow und Kazantsakis in ihren Figuren Dr. Voland und Alexis Sorbas vitale und zugleich verführerische Persönlichkeiten vor. Die westlichen Hauptfiguren der Romane bedienen sich der menschlichen Kombinationsgabe, die ihnen Ahriman verleiht, die östlichen Hauptfiguren der Verführungskraft Luzifers.
Im Einzelnen gehe ich auf die Romane der vier Autoren nicht näher ein. Die ausführliche Besprechung wäre ein Thema für einen besonderen Vortragsabend. Ich erwähne allerdings, dass  Sherlock Holmes in der Regel einen einzigen Verbrecher verfolgt, während in den Romanen Agatha Christies meist alle auftretenden Personen mit dem Bösen im Bund sind, auch wenn man es anfangs nicht gleich merkt: In „Zehn kleine Negerlein“ (1939) sind es zehn Schuldige, in „Tod auf dem Nil“ (1937) zwölf. Bei Agatha Christie hat das Böse demnach in den Seelen jeder der handelnden Figuren einen Platz gefunden.
Die Aussage Rudolf Steiners aus den Vorträgen vom Herbst 1917 bestätigt sich hier, dass sich ahrimanisch-luziferische „Geister der Finsternis“ seit 1879 in verstärktem Maße menschlicher Seelen bemächtigen, die sich nicht bewusst dem Geiste zuwenden.[14]
Die ermittelnden Detektive sind dabei in den Romanen Vertreter Michaels auf Erden, die die „Geister der Finsternis“ in den menschlichen Seelen aufspüren.
Sir Arthur Conan Doyle war als Schüler auf zwei Jesuitenschulen[15], studierte von 1876 bis 1881 Medizin an der Universität Edinburgh  und war seit 1887 Mitglied in einer britischen Freimaurer-Loge. Er interessierte sich außerdem sehr für Mystik und Spiritismus.
Dame Agatha Christie ist am 15. September 1890 in der südenglischen Hafenstadt Torquay (Grafschaft Devon) geboren, wo sie bis 1919 lebte und wo Rudolf Steiner im Sommer 1924 wichtige Vorträge gehalten hat[16]. Agatha Christie unternahm 1922 mit ihrem ersten Mann eine Weltreise und bereiste nach der Scheidung 1928 den Orient als unabhängige Frau ganz allein. In Ur in Chaldäa lernte sie den vierzehn Jahre jüngeren Archäologen Max Mallowan aus dem Team Leonard Wooleys, des britischen Ausgräbers der antiken Geburtsstadt des Patriarchen Abraham, kennen. Sie kannte den Orient-Express, Ägypten und Mesopotamien aus eigener Anschauung und ließ viele ihrer insgesamt 66 Kriminalromane an solchen exotischen Schauplätzen spielen. 1952 kam ihr Theaterstück „Die Mausefalle“ in London auf die Bühne und wird dort bis heute täglich gespielt. Sie liebte die Bücher von Arthur Conan Doyle, insbesondere seinen Roman „Der Hund von Baskerville“ aus dem Jahre 1902.
Diese Art von Literatur wird in England nicht „Krimi“ genannt, sondern mit dem viel passenderen Begriff „Mystery“ bezeichnet. Bei Agatha Christie kann man in der Tat von „Mysterien-Romanen“ sprechen, denn oft kreisen um den Ermordeten zwölf Verdächtige, die irgendwie mit der Ermordung zu tun haben. Dabei handelt es sich jedoch eher um „schwarze Mysterien“.[17]


Thomas Mann



Ich wende mich nun im siebten Kapitel meines Vortrages zwei mitteleuropäischen Autoren zu: Thomas Mann (1875 – 1955) und Hermann Hesse (1877 – 1962). Zusammen mit Bertolt Brecht bilden sie ein etwa gleichzeitig lebendes und arbeitendes Dreigespann, das vor allem in den Jahren der Weimarer Republik durch Schlüsselwerke eine gewisse Bekanntheit erwarb. Dabei steht der Dramatiker Brecht (1898 – 1956)[18] für den Willen, Thomas Mann, der Intellektuelle, für das Denken, und Hermann Hesse für das Fühlen. Solche Dreiheiten kann man überall auffinden, wenn man einmal die Biografien von gleichzeitig lebenden Künstlern studiert. Am auffälligsten ist es bei dem Renaissance-Dreigestirn Michelangelo (Willen), Leonardo (Denken) und Raphael (Fühlen).
Der 1924 veröffentlichte Epochenroman „Der Zauberberg“ von Thomas Mann schildert den Aufenthalt des Hamburger Kaufmannsohnes Hans Castorp in dem Sanatorium „Berghof“ im Städtchen Davos in den Schweizer Alpen. Eigentlich wollte er dort nur seinen Vetter besuchen. Aus den drei ursprünglich geplanten Wochen werden jedoch sieben Jahre. Der Roman spielt in den Jahren 1907 bis 1914. In dem Sanatorium lernt Castorf eine Gesellschaft von neun Personen näher kennen, darunter zwei Männer, von denen jeder versucht, ihn auf seine Seite zu ziehen: den Freimaurer Ludovico Settembrini, der an die Aufklärung und den Fortschritt glaubt, eine eher luziferische Gestalt, und den konvertierten Juden und Jesuiten Naphta, der nicht an die Demokratie, sondern an eine sozialistische Diktatur glaubt, einen eher ahrimanischen Geist.
Der naive Hans Castorf beobachtet die dem zwangsweisen Müßiggang hingegebenen Mitglieder der Sanatoriums-Gesellschaft, aber ändert sich im Grunde nicht und schließt sich auch keiner Seite an. Am Ende bricht mit einem „Donnerschlag“ der Erste Weltkrieg aus. Hans meldet sich freiwillig und so verliert sich die Spur seines Schicksals sang- und klanglos. Vermutlich ist er in den ersten Wochen des Krieges an der Westfront gefallen.


Hermann Hesse


Im Jahre 1925[19] spielt der Roman „Der Steppenwolf“ von Hermann Hesse, der 1927 erschien und erst in den 60er Jahren durch jugendliche Leser in den USA wiederentdeckt und bekannt wurde. Hermann Hesse war schon ein bekannter deutscher Autor, als er seinen Roman „Der Steppenwolf“ veröffentlichte, der einige Tage im 50. Lebensjahr des Schriftstellers Harry Haller schildert[20], der sich unter dem Einfluss der Edelprostituierten Hermine von einem theoretischen Abstraktling, der sich vor dem Leben in seine Bücherwelt flüchtet, zum lebenslustigen Lebemann wandelt, der die Genüsse der geschlechtlichen Liebe kennenlernt.
Schon in seiner Zeit vor der Begegnung mit Hermine fühlte er sich oft gespalten und litt darunter. Er strebte nach den höchsten Geisteshöhen, liebte die Musik von Beethoven und Mozart und die Literatur von Goethe und Novalis und litt unendlich unter dem grassierenden Kulturverfall in der Zeit der Weimarer Republik. Weil er in dieser Welt keine Perspektive mehr sieht, beschließt er, sich an seinem 50. Geburtstag umzubringen. Da trifft er in einer Tanzbar Hermine. Mit ihr lernt er tanzen und gewöhnt sich an die Jazzmusik, die er zuvor verabscheute. Er lernt dabei den Saxophonisten Pablo, den Liebhaber Hermines, näher kennen, der ihm in seiner tierhaften Naivität wie ein Kind erscheint, das das Leben genießt, ohne sich um das Gestern oder um das Morgen zu kümmern.
Der Wolfscharakter, das Wilde, bricht sich in Harry Hallers Seele Bahn, als er am Ende sogar auf ihren eigenen „Befehl“  Hermine mit einem Stich in die Brust tötet. In Hermine kann man Ahriman als Todesgott wiedererkennen.[21] Sie trat bei dem finalen Maskenball als Harrys Jugendfreund Hermann auf.
Pablo dagegen ist der Verführer, der Harry das Tor zu den sinnlichen Genüssen öffnet, also eine mehr luziferische Figur.
Der Herausgeber, der die Geschichte Harrys, die „nur für Verrückte“ ist, gefunden hat, erzählt in seinem Vorwort:
„Diese Aufzeichnungen – einerlei, wie viel oder wenig realen Erlebens ihnen zugrunde liegen mag – sind ein Versuch, die große Zeitkrankheit nicht durch Umgehen und Beschönigen zu überwinden, sondern durch den Versuch, die Krankheit selber zum Gegenstand der Darstellung zu machen. Sie bedeuten, ganz wörtlich, einen Gang durch die Hölle, einen bald angstvollen, bald mutigen Gang durch das Chaos einer verfinsterten Seelenwelt, gegangen mit dem Willen, die Hölle zu durchqueren, dem Chaos die Stirn zu bieten, das Böse bis zum Ende zu erleiden.“[22]
Auch Harry Haller ist, wie Hans Castorf ein schwacher Mensch, dem die michaelischen Ichkräfte[23] fehlen. Er lässt sich treiben und handelt nicht aus eigener Initiative. Immerhin ist er hellsichtig, was die Zukunft anbelangt: er sieht den kompletten Zerfall der abendländischen Kultur und den Zweiten Weltkrieg voraus und steckt mit seiner pessimistischen Lebenseinstellung auch den Leser des Romans an.
Ich habe die beiden Romane ausgewählt, weil sie die geistige Stimmung der Menschen vor dem Ersten („Der Zauberberg“) und vor dem Zweiten Weltkrieg („Der Steppenwolf“) gut beschreiben.
Obwohl es in jener Zeit bereits die michaelischen Impulse der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners gab, griffen die beiden deutschen Großschriftsteller sie (trotz ihrer biografischer Nähe zum Geistesforscher[24]) nicht auf, sondern gefielen sich in der Rolle der Beobachter eines Zustandes, der immer mehr das geistige Vakuum erzeugte, in das dann die Massen durch einen begabten Redner hinein „geführt“ wurden.
Sowohl Rudolf Steiner, der unermüdlich Tag und Nacht tätig war, um der Menschheit die neue Geistesoffenbarung und zahlreiche Kulturimpulse zu bringen, die aus der Menschheitskrise herausführen können, als auch der Müßiggänger Adolf Hitler, der ähnlich wie der Steppenwolf bis zur Mittagszeit im Bett liegen blieb und am liebsten Bücher las, tragen in ihren Namen das germanische Wort für „Wolf“: Rudolf heißt „Ruhmwolf“, Adolf „Edelwolf“.  
Ein Trick des Schicksals hat die Namen vertauscht. Denn Adolf Hitler hat den größeren, wenn auch zweifelhafteren Ruhm erlangt und wird heute als „Weltfaszinosum“ bezeichnet, während in Rudolf Steiner das Edelste, wozu die Menschheit fähig ist, zur Erscheinung kam.
Zum Abschluss meines Vortrages lese ich eine Stelle aus einem Vortrag von Rudolf Steiner vor, in dem er im Herbst 1920 eine kleine Gemeinschaft von Anhängern Michaels den Millionen Menschen gegenüberstellt, die über die Erde hin ein „trauriges Zeitalter“ heraufziehen lassen würden, wie es im „Zauberberg“ und im „Steppenwolf“ für die 20er Jahre beschrieben wird:

„Denken Sie einmal, wie unsere Verantwortlichkeit erhöht wird, wenn wir wissen: Wäre niemand auf der Erde, der für wahrhafte, echte Moral oder überhaupt geistige Ideale erglühen kann in seiner Seele, so würden wir nicht beitragen zu einem Fortgange unserer Welt, zu einer Neuschöpfung, sondern zu einem Absterben unserer Welt. Diese Leuchtekraft, die hier auf der Erde ist, wirkt ins Weltall hinaus. Das ist allerdings eben für das gewöhnliche menschliche Wahrnehmen zunächst unwahrnehmbar, wie da hinausstrahlt von der Erde, was in dem Menschen Moralisches lebt. Ja, wenn über die ganze Erde heraufziehen würde ein trauriges Zeitalter, in dem Millionen und Millionen von Menschen nur in Ungeistigkeit vergehen würden – das Geistige zu gleicher Zeit hier einschließlich des Moralischen gedacht, denn so ist es ja auch – dann würde, wenn nur ein Dutzend Menschen mit heller moralisch-geistiger Begeisterung da wären, doch die Erde erstrahlen geistig-sonnenhaft.“[25]



Foto: Renate Deck





[1] Es handelt sich dabei um die Eltern eines Helden, der später eine entscheidende Rolle im Kampf um Troja spielt: um Achilleus, dessen „Zorn“ der Dichter besingt.
[2] Ich habe bei der Vorbereitung auf meinen Vortrag eine hervorragende Seite im Internet gefunden, auf der nicht nur die Legenden anhand der Quellen erzählt werden, sondern so gut wie alle künstlerischen Michaelsdarstellungen, die im Laufe der Jahrhunderte entstanden sind, nach kunstgeschichtlichen Epochen geordnet, abgebildet sind: https://www.quis-ut-deus.de/einleitung/legenden/ Die meisten Abbildungen auf dieser Seite sind hieraus entnommen.
[3] Auch Kaiser Julian Apostata wurde in die Mithrasmysterien eingeweiht. Eine Einweihungszeremonie wird in der Biografie des Kaisers von Jacques Benoist-Mechin „Kaiser Julian oder der verglühte Traum“ (französisches Original, Paris 1977) eindrucksvoll geschildert (Deutsche Ausgabe aus der „Deutschen Buchgemeinschaft“ (o.J.) Seite 54ff.
[4] https://www.roemermuseum-osterburken.de/index.php?id=188 Rudolf Steiner berichtet von den sieben Stufen dieser Einweihung an verschiedenen Stellen in seinen Vorträgen. Siehe: https://anthrowiki.at/Mithras-Einweihung .
[5] Hadrian wird innerhalb der anthroposophischen Literatur immer wieder als bedeutende Individualität geschildert, genau wie Kaiser Julian der Abtrünnige, über den Henrik Ibsen (1828 – 1903) ein bekanntes Drama verfasst hat: „Kaiser und Galiläer“ (1873).
[6] Die Maas war damals der Grenzfluss zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich. Domremy lag auf der französischen Seite. Die deutschen Fürstentümer haben sich allerdings erst 1871 nach dem Sieg über Frankreich zu einer Nation zusammengeschlossen.
[7] Griechisch „hypo“ entspricht dem Lateinischen „sub“ und bedeutet „unter“, das griechische Wort „mochlion“ bezeichnet  den „Hebel“. Im Deutschen spricht man vom „Angelpunkt“ oder auch vom „Zünglein an der Waage“.
[8] Zu den sogenannten „Erzengel-Regentschaften“ siehe: https://anthrowiki.at/index.php?title=Erzengel-Regentschaften&redirect=no
[9] Rudolf Steiner erwähnt in den Vorträgen von 1917 auch die „Deszendenz-Theorie“ Darwins und stellt sie der „Metamorphosenlehre“ Goethes gegenüber. Er sagt, beide Anschauungen haben ihre Berechtigung, aber eine allein führe in die Irre.
[10] Im gleichen Jahr erscheint der Roman „Dracula“ von Bram Stocker, in dem es um einen blutsaugenden Vampir geht. Über beide Bücher und ihre Nachwirkungen werde ich in einem späteren Vortrag näher eingehen.
[11] Im Gedicht „Die Worte des Glaubens“.
[12] Diese Worte sind lange vor der Entstehung des Nationalsozialismus ausgesprochen und auch heute noch aktuell. Rudolf Steiner verweist in diesem Zusammenhang bereits auf den Grafen Artur de Gobineau (1816 – 1882) und auf Huston Stewart Chamberlin (1855 – 1927), die Begründer der Rassentheorie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, auf die sich insbesondere die Nationalsozialisten beriefen. Auch dieses Thema werde ich in meinem nächsten Vortrag zu vertiefen versuchen.
[13] Der Autor hat das Buch um einen Freund mit Namen Giorgos Sorbas komponiert, den er in den Jahren 1916 und 1917 auf seiner Heimatinsel Kreta kennen gelernt hat. Genau 30 Jahre später verarbeitet er seine Erlebnisse zu dem Roman „Alexis Sorbas“. Siehe auch meine Gedanken zum Film: http://johannesws.blogspot.com/2018/09/der-pakt-mit-dem-teufel-gedanken-zu-dem.html
[14] Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass in den deutschen Staaten erst ungefähr um das Jahr 1875 Polizeikommissariate eingerichtet wurden, die Mordfälle nach wissenschaftlichen Methoden untersuchen konnten. In der Zeit zwischen dem 3. April 1888 und dem 13. Februar 1891, also etwa im Umkreis der Geburt von Agatha Christie, geschahen in dem Londoner Stadtteil White Chapel (Eastend) elf grauenhafte Morde an Prostituierten, die bald von der Sensationspresse einem mysteriösen Serienmörder „Jack the Ripper“ zugeschrieben wurden. Damals verfeinerten sich die Aufklärungsmethoden der britischen Polizei. Diese konnte jedoch den Täter oder die Täter nie sicher ermitteln – ganz im Gegensatz zu Sherlock Holmes oder Hercule Poirot.
[15] Er besuchte das schottische Stonyhurst College und die österreichische Jesuitenschule „Stella Matutina“ in Feldkirch in Vorarlberg.
[16] Der Titel des Zyklus war: „True and False Paths of Spiritual Investigation”. Veröffentlicht wurde er unter dem Titel „Das Initiatenbewusstsein“ (GA 243). Die Vorträge fanden im Rahmen der sogenannten zweiten Sommerschule vom 9. bis 23. August statt. Organisiert wurden diese englischen „Summer Schools“ von Daniel Nicol Dunlop und Eleonor Charlotte Merry. Als Rudolf Steiner in Torquay weilte, war Agatha Christie 33 Jahre alt und lebte mit ihrem ersten Mann in London. 1924 fand in der britischen Hauptstadt eine Weltausstellung statt, für die Agatha und Charles Christie auf ihrer gemeinsamen Weltreise Werbung gemacht hatten.
[17] Es scheint mir auch kein Zufall zu sein, dass Agatha Christie für ihren bekanntesten Detektiv, den sie 50 Jahre lang in zahlreichen Romanen erfolgreich ermitteln lässt, den Namen „Hercule“ wählt. Die gebildete Autorin und Hobby-Archäologin hat mit Sicherheit den Mythos von den zwölf Arbeiten des Herkules gekannt, dem natürlich ein Einweihungsweg in die antiken Mysterien zugrundliegt.
[18] Brechts „Dreigroschenoper“ wird im Jahre 1928 in Berlin mit großem Erfolg uraufgeführt. Die Songs von Kurt Weil wie der Mackie-Messer-Song werden zu Gassenhauern.
[19] Das kann man der Angabe im Roman entnehmen, dass in jenem Herbst und Winter der Song „Yearning“ von Benny Davis und Joe Burke sehr populär gewesen sei. Englisch „to yearn“ bedeutet „sich in Sehnsucht nach etwas verzehren“. Siehe: https://www.youtube.com/watch?v=x5Heg2RJr2A.  Im Jahr 1925 ist Rudolf Steiner verstorben.
[20] Auch der Autor Hermann Hesse wurde im Jahre 1927 50 Jahre alt. Im Augenblick, als der Roman einsetzt, ist Harry Haller 48 Jahre alt. Es ist bekannt, dass auch Hermann Hesse, der zu dieser Zeit in Bern lebte, damals eine seelische Krise durchmachte und an Suizid dachte. Die Initialen Harry Hallers sind die gleichen wie die von Hermann Hesse: H.H. Außerdem erinnert der Familienname „Haller“ an die Michaels-Stadt Hall, so wie beispielsweise der Name „Esslinger“ sich auf die Stadt Esslingen bezieht oder der Name „Frankfurter“ auf Frankfurt.
[21] Dass der Name „Hermine“ an den griechischen Gott Hermes erinnert, ist gewiss kein Zufall. Diesem Gott fällt die Aufgabe zu, den Toten ins Reich des Todes zu begleiten.
[22] Hermann Hesse, Der Steppenwolf, Suhrkamp Taschenbuch Nr. 175, 61. Auflage 2018, S. 31. Der Roman ist derzeit „Sternchenthema“ im Fach Deutsch der Jahrgangsstufen am Gymnasium und Thema beim Abitur.
[23] In dem Namen „Michael“ verbirgt sich das Wort „Ich“. Der Hebräische Name bedeutet: „Wer ist wie Gott“ (Lateinisch: „Quis ut Deus?“) und erscheint wie eine Antwort auf die Verheißung Luzifers beim Darreichen der verbotenen Frucht vom „Baum der Erkenntnis“: „Wenn ihr davon esset, werdet ihr sein wie Gott: ihre werdet wissen, was Gut und Böse ist.“
[24] Thomas Mann lebte seit dem Jahre 1896 in München, wo im Jahre 1907 der schon erwähnte Vierte Theosophische Kongress stattfand und in den Jahren zwischen 1910 und 1913 die vier Mysteriendramen aufgeführt wurden, aber er fand keinen Zugang zu Rudolf Steiner. Dafür interessierte er sich für die Freimaurerei.
Hermann Hesse war persönlich bekannt mit Emil Molt, dem Fabrikanten, der die Gründung der ersten Waldorfschule in den Räumen seiner Zigarettenfabrik ermöglichte, und mit Albert Steffen, dem anthroposophischen Schriftsteller, der nach dem Tod Rudolf Steiners den Vorsitz der anthroposophischen Gesellschaft übernahm. Auch Hermann Hesse hatte einen Hang zur Mystik, orientierte sich aber eher an der östlich-indischen Spiritualität („Siddharta“) und hielt sich viel auf dem Monte Verita bei Ascona am Lago Maggiore auf.
[25] Rudolf Steiner, Die Suche nach der neuen Isis, der göttlichen Sophia, GA 202, S. 195f

3 Kommentare:

  1. Danke,lieber Johannes,Dein Bericht ist sehr gut und interessant...Habe versucht es zu lesen,mir schwirrt der Kopf,doch ich werde alles lesen....Stück für Stück,es wird dauern,doch dass muss man richtig verdauen,jedenfalls,es lohnd sich....Dir wünsche ich weiterhin alles gute..!!

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  2. ZEUGNIS : DER PAKT MIT DEM TEUFEL
    Hallo freunde.
    Ich habe Sie nach Ihren Recherchen in meinem forum kontaktiert.
    Ich habe den Pakt vor ein paar Monaten durch den Spirituellen Tempel gemacht. 
    Nachdem ich meine Belohnung erhalten habe, die auf 10 Millionen 500 tausend Dollar geschätzt wird, ging ich ein Haus in Miami kaufen, wo ich derzeit Lebe.
    Ich esse, was ich will .
    Ich trinke, was ich will. 
    Ich reise überall, wo ich will.
    Dank meines Geldes investiere ich in meine Unternehmen, die wunderbar funktionieren. 
    Ich bin heute ein börsennotierter Multimillionär.
    Hier ist der Kontakt des prestigeträchtigen Tempels, der mir geholfen hat: espiritualtemplo@gmail.com

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